Zum Hauptinhalt springen

Bessere Arbeitskultur im Bauwesen dank digitaler Zusammenarbeit

Mithilfe des KPI-Dashboards in RefinemySite bespricht das Projektteam in einem Baucontainer die aktuelle Performace des gesamten Teams

Lean Management am Bau steigert die Produktivität – so die Theorie. Die Methode fördere Transparenz und Eigenverantwortung und motiviere damit alle Beteiligten, Arbeitsabläufe zu verbessern und Ressourcen optimal zu nutzen. In der Praxis ist das jedoch nicht immer der Fall. Auch nach der Einführung von Lean-Methoden können Pläne scheitern, weil es Abweichungen im Arbeitsfluss gibt, die Planung ungenau ist oder Teammitgliedern notwendige Informationen für Konstruktions-, Beschaffungs- und Terminentscheidungen fehlen.

Kommt dann noch eine weltweite Pandemie hinzu, stehen wir vor neuen Hindernissen, Kommunikationsproblemen und anderen Risiken für unsere Gesamtproduktivität. Erfahren Sie jetzt, wie unsere speziell entwickelte Software für das Arbeitsfluss-Management am Bau dabei helfen kann, die Lean-Prinzipien zu erfüllen und den zuvor genannten Herausforderungen zu begegnen – vorausgesetzt, wir pflegen sowohl im Bauunternehmen als auch auf der Baustelle die richtige Arbeitskultur.

Gemeinsame Vision und Werte festlegen

Software und Produktivitätssysteme allein bewirken keine Wunder. Bevor wir mit Tools und Techniken zur Verbesserung der Kommunikation, Eigenverantwortung und Transparenz spürbare Ergebnisse erzielen, müssen wir zuerst für eine Kultur sorgen, die diese Werte fördert. Wenn unsere Teammitglieder glauben, dass sie als Einzelne besser sind, kann keine Technologie der Welt sie in einer Weise verbinden, die sie in ihren Fähigkeiten stärkt. In solchen Szenarien werden wir die Technologie oder das System vermutlich nie ganz akzeptieren oder konsequent anwenden.

Tom Richert, Inhaber von RisingTerrain LLC, beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Lean-Prinzipien. Von ihm stammt das rechts dargestellte Modell der Produktivitätsentwicklung. Demzufolge basiert eine optimale Leistung auf dem richtigen Gleichgewicht zwischen Lean-Produktionssystemen und Kulturgestaltung. Durch die Entwicklung einer bewussten Arbeitskultur, die von einem gemeinsamen Verständnis auf allen Unternehmensebenen geprägt ist, können wir sicherstellen, dass Produktivitätssysteme dem Team dienen und nicht umgekehrt.

Modell der Produktivirtätsentwicklung

Diejenigen, die vor Ort die Arbeiten ausführen, sind am besten in der Lage, Abweichungen und Ressourcenverschwendung in unseren Arbeitsabläufen zu erkennen. Unsere Systeme dürfen nicht statisch sein oder als restriktiv wahrgenommen werden. Jede von uns implementierte Lösung muss so funktionieren, dass die Teammitglieder sie im eigenen Interesse anwenden (oder mit Überzeugung annehmen), weil sie ihnen hilft, Herausforderungen am Arbeitsplatz zu lösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Laut Tom Richert lässt sich eine zuträgliche Unternehmenskultur aufrechterhalten, wenn sie auf gemeinsame Verantwortung und gemeinsames Leadership setzt statt auf einen autokratischen „Top-down“-Führungsstil. In einer starken, bewussten Unternehmenskultur können die Teammitglieder auf den Baustellen wie die Teile eines Körpers agieren: abgegrenzt und mit unterschiedlichen Funktionen, aber voneinander abhängig und auf ihr gemeinsames Ziel ausgerichtet, nämlich den Körper gesund zu erhalten. Die Förderung eines Umfelds, in dem jeder und jede Einzelne genauso viel zählt wie die Gruppe, verbessert die Teamsynergien und motiviert zu gemeinsamem Handeln und zu Verantwortung für den Arbeitsfluss eines Bauprojekts wie auch für das Endergebnis.

Eine Kultur der Transparenz schaffen

In unseren täglichen Besprechungen und Planungssitzungen verwenden wir normalerweise Haftnotizen und Whiteboards, um die in Lean-Methoden wie dem Last Planner System® (LPS®) geforderte Transparenz und Klarheit zu erreichen. Unsere Teams können über alle Gewerke hinweg wirksamer miteinander kommunizieren, wenn die Arbeiten für alle Projektbeteiligten klar ersichtlich sind. Wenn alle Teammitglieder (und nicht nur die Führungskräfte) einen transparenten Einblick in die Projektdetails und Terminpläne haben und auch Subunternehmen etwaige Probleme sofort vorbringen können, lassen sich Entscheidungen auf Basis realer Gegebenheiten treffen und Fehler vermeiden. Besprechungen sind jedoch irgendwann zu Ende, und nicht jedes Teammitglied kann daran immer persönlich teilnehmen.

Digitale Plattformen ermöglichen eine bessere Kommunikation am Bau sowie kontinuierliche Kollaboration und Transparenz in Echtzeit, auch wenn nicht alle Beteiligten am selben Ort sein können. Die Notwendigkeit von Remote-Lösungen für kollaborative Teamarbeit hat durch die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Der Zugriff auf die Projektdaten – seien es Terminpläne, Aufgabenstatus, Beschränkungen, Genehmigungen, Personalbedarf oder andere Angaben – wird durch die digitale Dokumentation erleichtert. Wenn Poliere, Gewerke und andere Teammitglieder die Projektinformationen bei auftretenden Hindernissen oder unvorhergesehenen (z. B. witterungsbedingten) Planänderungen direkt im Tool für digitale Zusammenarbeit aktualisieren können, bleiben alle Beteiligten über die gemeinsamen Ziele und den Aufgabenstatus in Echtzeit auf dem Laufenden. Außerdem kann die Bauleitung eher auf aktuelle Daten zugreifen und Entscheidungen treffen, die auf den Erfahrungen und dem Kenntnisstand der Fachleute vor Ort basieren.

Langfristig geben uns digital dokumentierte Projektinformationen die Möglichkeit, anhand validierter Daten aus früheren Projekten künftige Hürden vorherzusehen, Verbesserungspotenzial in den Arbeitsabläufen zu identifizieren und die Kosten und Dauer anstehender Projekte besser zu schätzen. Auf diesem Weg können wir fortwährend hinzulernen und die Elemente von Lean und LPS® immer besser in unserem Arbeitsfluss am Bau umsetzen.

Das Bauwesen als Option für die nächste Generation positionieren

Es ist kein Geheimnis, dass in der Baubranche ein Mangel an Fachkräften herrscht. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten am Bau liegt bei über 40 Jahren. Viele machen sich Gedanken darüber, wie sie die nächste Generation von Baufachkräften heranziehen und das Wissen ausscheidender Teammitglieder für das Unternehmen bewahren können.

Die Millennials und Generation Z bevorzugen eine kollaborative Arbeitsweise, die sich durch Kreativität, kritisches Denken und Zielorientierung auszeichnet. Ideal ist für diese Gruppen eine digitale bzw. virtuelle Zusammenarbeit auf der Basis von Lean-Praktiken, die Problemlösung, unmittelbare Kommunikation und den Einsatz von LPS® fördern. Mithilfe digitaler Lösungen können Teams Terminpläne, finanzielle Eckdaten, Prozesse und Meilensteine in Echtzeit verfolgen und haben jeden Tag (und nicht nur am Ende eines Projekts) Einblick in ihren Fortschritt. So entsteht eine zuträgliche Arbeitskultur, in der alle Mitarbeitenden (jüngere ebenso wie alle anderen) wissen, worauf sie hinarbeiten, und den Sinn und Zweck ihrer Aufgaben verstehen.

Planung und Ausführung Hand in Hand gehen lassen

Plattformen für digitale Bauarbeit wie RefinemySite, die LPS® unterstützen, können diejenigen, die die Arbeit ausführen, dazu befähigen, die Arbeit auch zu planen. Dieser Ansatz kann die Situation auf der Baustelle für die Gewerke, Vorarbeitenden und Bauleitung deutlich entspannen. Übliche Probleme – z. B. Arbeitsverzögerungen, nicht verfügbare Maschinen oder Ausrüstung, unzuverlässige Materiallieferungen, falsche Zeitschätzung und schlechte Koordinierung – lassen sich von vornherein entschärfen, wenn die richtigen Informationen vorliegen. Digitale Plattformen ermöglichen eine intensive und für alle zugängliche Kommunikation. Dadurch verbessern sich Aspekte wie Transparenz, Zusammenarbeit und Arbeitsmoral, die auf eine positive Baustellenkultur einzahlen. Das Potenzial der Lean Construction-Prinzipien lässt sich somit vollumfänglich ausschöpfen.